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Der Kontainer-Irrtum – warum die Psychologie von Charakter und Persönlichkeit eine systemische Rundumerneuerung braucht.

1. Unsere Persönlichkeit und Charakter sind laut Forschung das Resultat von Anlagen und umweltbedingten Einflüssen. Das seit den 30-iger Jahren des letzten Jhds. aus diesen Forschungen entstandene Paradigma von Persönlichkeit und Charakter prägt bis heute die Alltagspsychologie, das Erziehungswesen und viele Gebiete der Psychologie und Psychiatrie - selbstverständlich aber auch die Wirtschaft, ebenso wie Religionen und viele Weltbilder in den Zwischenbereichen von Religion und Esoterik, bis hin zur Anthroprosophie. Es ist ein in uns allen mehr oder weniger verinnerlichtes Paradigma, welches Menschen und ihre Eigenschaften beschreibt. Schließlich wollen wir wissen, wer und wie die Anderen sind. Und dieses Paradigma führt zu der (vermutlich weit verbreiteten) Vorstellung, unsere Persönlichkeit sei ins uns selbst enthalten – sozusagen ein Mix aus Erinnerungen, persönlichen Erfahrungen und den eher zu viel zitierten Veranlagungen.

    Anlagen und Erinnerungen sind aber nicht “in uns“ gespeichert. Wir sind weder ein Rechner mit einem Datenspeicher noch ein Kontainer, der diese Datenspeicher aufbewahrt. Vielmehr verdichten sich in den Neurowissenschaften Hinweise darauf, dass unser Verhalten und der Ausdruck unserer Psyche das Ergebnis von interaktiven (neuronalen) Mustern sind, die wir im Verlaufe der Zeit abrufen, um eine gewisse Sicherheit in den Ausrichtungen unseres Gesamtsystems zu erlangen. Dieses “Abrufen“ geschieht aber nicht aus einem inneren “Datenspeicher“. Es ist ein neurobiologischer Prozess, der sozusagen interaktiv in uns abläuft – und situativ und Kontext-abhängig den Kontakt zur Umwelt in uns und außerhalb von uns herstellt. 1)  Dabei werden diese uns eigenen Muster verändert oder beibehalten. Ein solches beibehaltenes uns eigenes Interaktionsmuster als Charakter zu beschreiben, ist methodisch und erkenntnis-theoretisch falsch.

    Es übersieht den Kategorien-Sprung zwischen einer sprachlich-kulturellen Bewertung und einem neurobiologisch verankerten Muster, welches für den Körper zunächst lediglich überlebensnotwendige Balancen aus Sicherheit und Veränderungsrisiko herstellt. Hinzukommt, dass sich das Muster auf äußere Reize hin einstellt oder ausbleibt. Fallen die äußeren Reize anders aus, wird sich das Muster früher oder später verändern. Eine Charaktereigenschaft wird das in den herkömmlichen Betrachtungsweisen nicht tun oder nur sehr langsam: zB werden wir als ältere Menschen laut Forschung alle verträglicher. Die Beobachtung mag so stimmen. Aber stimmt die Kategorisierung dieses Verhaltens als charakterlich “verträglich“? Viel wahrscheinlicher ist eine altersabhängige Beruhigung unserer neuroaffektiven Verhaltensmuster. Dieser Unterschied macht einen Unterschied – weil ›Beruhigung‹ ein veränderlicher Prozess in der Zeit ist, während ›Verträglichkeit‹ eine Prämisse unseres Handelns und Verhaltens vorab feststellt – und dabei eine “self-fulfilling prophecy“ nicht ausschließen kann: Wir beobachten nur das, was wir schon längst vorausgesetzt haben – der definitive Alptraum für alle “Forschungs-reisenden.“

Der Querschluss von der sprachlichen Beschreibung eines menschlichen Verhaltens zu charakterlich zuschreibenden Beschreibungswörtern ist unscharf.

    2. Hinzu kommt: Wir sehen einen Menschen, der sich so und so verhält und finden dafür sprachliche Übereinkünfte im Sinne von (charakterlichen) Eigenschaften. Der Querschluss von der sprachlichen Beschreibung eines menschlichen Verhaltens zu charakterlich zuschreibenden Beschreibungswörtern ist ein unscharfer - und im Zweifelfall auch eine Diffamierung. Wir würden eine Ringelnatter kaum als “nicht offen“ beschreiben. Denn die Natter verhält sich biologischen Anpassungen gemäß, wo die Eigenschaft “Offenherzigkeit“ wenig Sinn ergibt. Für den Menschen verhält sich das, zumindest in den Kategorien seiner Sprachfähigkeit, scheinbar anders. Sein Verhalten erscheint uns komplexer – eben sprachlich beeinflusst und konnotiert. Die sprachliche Bewertung “offenherzig“ aber als wissenschaftlich in einem Sinne zu bewerten, der dieses Eigenschaftswort zu einer vergleichbaren menschlichen Eigenschaft macht, ist fragwürdig. Zumindest für die biologischen Kategorisierungen des (“offenherzigen“) Verhaltens bräuchte es hier eine klarere Definition. Unter psycholinguistischen Aspekten betrachtet wäre der Begriff möglicherweise etwas sinnvoller – und enspricht damit auch dem ursprünglichem lexikalischen Ansatz der Persönlichkeitspsychologie. Dennoch: Die Brücke zwischen Sprache und einem aus sprachlichen Bewertungen resultierendem (psychologisch zu kategorisierenden) Verhalten bleibt bei den alten psychologischen Konzepten des Charakters unklar:

    Diese Unklarheit drückt sich schon in den Begrifflichkeiten des BIG FIVE-Konzeptes zur Charakterbeschreibung aus: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Begriffe, die vermutlich nicht ganz zufällig im Zwischenbereich von “konkret und abstrakt“ ausgewählt wurden: Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit sind dabei eher konkret, die anderen drei (Extraversion, Offenheit und Neurozitismus) wirken abstrakter, diffuser: zB ist ›Extraversion‹ eine letztlich etwas spekulative Beschreibung einer Selbst-Konzeptualisierung im Außen: ich orientiere mich eher an äußeren Dingen, statt an inneren Empfindungen. Letztere ist nicht zu verwechseln mit ›Offenheit‹ im Sinne von Neugierde, ein Wort, welches konkret erscheint, aber bei zunehmender “Vergrößerung“ schnell abstrakter und uneingrenzbarer wird. Ganz zu schweigen von ›Neurotizismus‹, wo ein Kategoriensprung zur (pathologisierenden) Verhaltensbeschreibung stattfindet. 2)

Verstehe ich eine Charaktereigenschaft nicht als “Inhaltsstoff“ eines einzelnen menschlichen Körpers, sondern als Ergebnis einer Gruppen-Dynamik, erhalte ich neue Fragen hinsichtlich des Konzepts der Persönlichkeitspsychologie.

    3. Wenn das System Sprache eine beschreibende Eigenschaft menschlichen Verhaltens wie zB “Zuverlässigkeit“ ermöglicht, so resultierte dies in den Jahrmillionen der Sprach-entwicklung wohl aus einem Anpassungsdruck, in einer menschlichen Gruppe regulierende Übereinkünfte zu gewinnen, um so das Überleben der Gruppe und des einzelnen Individuums in ihr besser zu gewährleisten.
    Verstehe ich also eine Charaktereigenschaft nicht als Inhaltsstoff eines einzelnen menschlichen Körpers, sondern als Gruppen-Dynamik, deren Regulationsmechanismen sich die einzelnen Mitglieder unterschiedlich erfolgreich anpassen oder auch aus berechtigten Veränderungsnotwendigkeiten nicht anpassen, erhalte ich neue Fragen hinsichtlich des Konzepts der Persönlichkeitspsychologie. Sie würden dahin gehend lauten, welche Gruppen und Kontexte Menschen Entwicklungsspielräume ermöglichen können, die ihnen Sicherheit und Ver-änderungsrisiko in einem guten Verhältnis erlauben. Das würde wiederum bedeuten, dass ein Mensch, den wir als “nicht gut verträglich“ erleben und beurteilen, möglicherweise in diesen Kontexten sich nicht verträglich verhalten kann oder will – und in einer Abwehrschleife seines autonomen Nervensystems 3) festhängt. Eine neurobiologisch verankerte “Abwehrschleife“ mit einer Charaktereigenschaft gleichzusetzen ist aber aus oben geschilderten Widersprüchen heraus inkonsistent.
    Hinzu kommt: Es geht in dieser Perspektive (dem Blick auf neurobiologisch verankerte Verhatensmuster) nicht um die alte Dichotomie aus Anlage und Umwelt. Es geht darum, dass Anlagen ganz grundsätzlich als etwas Positives bewertet werden können: es geht um den ganz  grundsätzlichen Möglichkeitsspielraum einer Anlage und nicht um deren Eingrenzungs-spielraum, wie er in der Persönlichkeitspsychologie das Weltbild prägt. Negative Ausprägungen (zB fehlende Verträglichkeit) würde also eher auf einen “mismatch“ zwischen Anlage und Umwelt-Kontext hindeuten, als auf eine grundsätzlich schwierige Anlage. Für diese gibt es (als Charakter-Anlage) meines Wissens keine guten Beweise – außer denen, dass bestimmte Kontexte mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder bestimmte Eigenschaften freisetzen.

    4. Die Persönlichkeitspsychologie, in den dreißiger Jahren von Louis Thurstone, Gordon Allport und Henry Sebastian Odbert begründet und mit dem BIF FIVE-Konzept formuliert, hat sich bis heute (s.o. erster Absatz) als Weltbild erhalten – was einerseits nicht verwunderlich ist. Wir leben in einer Zeit, die noch zutiefst von den Weltbildern des 19 und beginnenden 20 Jhds. geprägt ist. Aber natürlich wird es längst Zeit für eine Neu-Orientierung. Denn eine systemisch-psychologisch ausgerichtete Konzeptualisierung von Persönlichkeitsbeschreibungen muss heutzutage einen deutlich weiteren Blickwinkel haben, als es zu den Zeiten von den “BIG FIVE” der Fall sein konnte. Dieser erweiterte Blickwinkel bedeutet eben, dass die Dichotomie von Anlage und Umwelt in einem systemischen Ansatz neu gedacht werden kann.

Die Betonung in einem systemisch gedachten Umweltbegriff liegt auf der Veränderungsmöglichkeit.

    Umwelt bedeutet viel mehr, als dass ein Mensch eine gute oder schlechte Kindheit hatte oder in der Gegenwart in schlechten oder guten Bedingungen lebt. Umwelt, systemisch gedacht, bedeutet, dass die Interaktion zwischen einem Menschen in einem komplexen Geflecht aus Herkunft, Kultur, gegenwärtigem Lebensumfeld und psychosozialen Veränderungs-möglichkeiten besteht. Die Betonung in einem systemisch gedachten Umweltbegriff liegt also auf der Veränderungsmöglichkeit, die der eigentliche systemische Wirkfaktor ist – und eben nicht ein (diffamierender) Herkunftsblick oder eine kulturell diskreditierende Herangehensweise.
    Um es bildhafter auszudrücken: eine Bäuerin* im Hochland von Peru wird sich über eine Charaktereigenschaft (der BIG FIVE) wie “Verträglichkeit“ u. U. nur schwer beschreiben lassen. Es ist überhaupt die Frage, ob für sie eine charakterliche Beschreibung sinnvoll ist. Nicht weil sie weniger individuell als eine Globalisierungsarbeiterin bei Google ist, sondern eher aus der allgemeinen Vermutung, dass auch die Google-Arbeiterin grundsätzlich nicht zutreffend durch charakterliche Zuschreibungen einzuschränken ist. Das (Trug)bild vom individualisierten Mensch beruht zu sehr auf einem Menschenbild, welches im Zweifelsfall pejorativ (negativ bewertend) oder auch viel zu positiv (siehe unten 5.) bewertend davon ausgeht, dass Menschen mehr durch innere Anlagen bestimmt sind, als durch ihre spezifischen Möglichkeiten in spezifischen Kontexten und Lebensumfeldern.
    Würde ich von einem Häftling in einem berüchtigten Knast sagen können, ob er die Charaktereigenschaft “Offenheit“ besitzt? Das mag polemisch und einseitig ausgewählt sein - aber letztlich sind viel mehr Kontexte als wir denken, eine “Haft“ – und bieten nicht viele Möglichkeiten, sich innerlich offen zu fühlen. Hier den einen Menschen als “offener“ im Vergleich zu anderen zu beschreiben, ist gewagt: Denn zeigt sich ein Häftling im Knast offener, ein Buch von Adorno zu lesen, als andere Mithäftlinge, wäre die zielführende Frage, welche neurobiologischen Anlagen bei diesem Menschen dazu führen, sich im Gefängnis resilient genug gegenüber Drogen und Fernsehen zu zeigen und lieber ein Buch zu lesen. Diese Anlagen lassen sich durch ein robustes (autonomes) Nervensystem besser (und neuro-biologisch belegbar) beschreiben, als durch eine Charaktereigenschaft wie etwa “Offenheit“ – deren Hinweis ja in dem erwähnten Fall auch implizit dazu führt, die Mitgefangenen als nicht offen, um nicht zu sagen “unoffen-abgestumpft“ anzunehmen.

Sind wir eigentlich ängstlich, faul, unoffen und veränderungsresistent?

    5. Es mag hier einzuwenden sein, dass gerade die Vorherrschaft der positiven Psychologie in den vergangenen Dekaden ein ausreichender Beleg dafür ist, dass wir nicht mehr an die Dominanz von Anlagen glauben, sondern eben an die immerwährende Chance der Veränderung, im Sinne der vielfach zitierten Selbst-Optimierung. Gerade jener (nicht zu Unrecht) in Misskredit geratene Begriff zeigt aber, dass die Grundlagen der positiven Psychologie letztlich von negativen Bewertungen der Grundanlage von Menschen ausgeht: wir müssen uns verändern, um nicht im Sumpf unserer Komfort-Zone faul und unnütz zu werden. Denn eigentlich sind wir ängstlich, faul, unoffen und veränderungsresistent. Hier zeigt sich die vermeintliche Utopie der positiven Veränderungsmöglichkeit im Kern als religiös-verquastes Menschen-Denken: Wir sind sündig und schuldig, wir müssen uns sehr anstrengen, um der Welt wirklich angemessen begegnen zu können. Und die Veränderungs-Verantwortung wird – selbstverständlich und stillschweigend – in uns selbst wie in einen Behälter verlegt: der besagte Kontainerirrtum. Nicht die Systeme, nicht die Kontexte müssen sich ändern, sondern unsere schuldhaften Egos tragen diese Verantwortung ganz alleine. Auch hier also das Fehlkonzept einer Annahme von veranlagtem Selbst, statt die Annahme eines viel näher liegenden (selbst- und fremdregulierendem) Verhaltens in der Gruppe.

    6. Es mag uns kontra-intuitiv und empirisch jederzeit wiederlegbar erscheinen, den Begriff der Persönlichkeit und des Charakters anzuzweifeln. Schließlich erleben wir jeden Tag, dass Menschen unterschiedlich sind – und dass dafür nicht nur Umwelteinflüsse die Ursache sein können, liegt eben so Nahe: Denn die Eine* verhält sich unter denselben herausfordernden Umständen eben anders, als die Andere.* Warum also hier in systemischer Spitzfindigkeit auf Gruppenverhalten, kulturellen Kontexten und anderem beharren? Schließlich ist es auch gut, dass Menschen so unterschiedlich sind, wie sie uns erscheinen. Und ob sie das als Ergebnis einer Anpassungsleistung an Gruppen und systemische Kontexte sind oder aus sich selbst heraus, ist letztlich nur eine von zwei Perspektiven – unsere Erdkugel sozusagen von der Tag- oder Nachtseite aus angeschaut.
    Ungeachtet des teilweisen Zutreffens der obigen Einwände bleibt festzustellen, dass wir in einer Zeit leben, wo das Denken in politischen und ideologischen Systemen letztlich am Scheitern ist, weil uns die Grundlage eines lebendig diskutierten Menschenbildes abhanden gekommen ist. Der brandgefährliche (zu Autokratie, Diktatur und Gewalt neigende) Populismus und sein in der Tiefe verachtendes Menschenbild ist m. E. eine präzise Konsequenz davon:
    Wir haben uns zu wenig mit den Bedingungen unseres Mensch-Seins und zu viel mit Meta-Ebenen der Politik und der Soziologie beschäftigt. Die Bedingungen unseres Menschseins erfordern heute einen neuen Humanismus. Es gilt, uns selbst neu zu entdecken. Dafür ist es dringend erforderlich, die alten Dichotomien zwischen Individualismus und Kollektivismus neu zu erforschen – und uns in unserer Individualität in sicherer Verbindung zur Kollektivität zu entdecken, jenseits der alten Menschenbilder um Charakter und Persönlichkeit. Diese verhindern im Zweifelsfall, dass wir uns als menschliche Gruppenwensen neu entdecken lernen – und dadurch die Idee des Kollektiven in einem individuell-humanen Sinn zu schätzen lernen. Diesen Schritt haben bislang weder sozialliberale, noch liberale, weder sozialistische, konservative oder religiös konnotierte Menschenbilder gehen können. Irgendetwas schein uns an dieser Stelle bisher noch nicht zu gelingen – (…)

Anmerkungen: 1) Das Abrufen eines neuronalen Musters bedeutet n i c h t, dass dieses “gespeichert“ ist in dem Sinne, wie wir “speichern“ verstehen. Denn ein Datenspeicher impliziert, dass die Information in jedem Moment, in jedem Kontext abgerufen werden kann, solange Energie dafür da ist und der Speicher nicht beschädigt wurde. Neuronale Muster sind hingegen abhängig von Kontexten der Außenwelt, die ihr Auftreten bewirken. Selbst eine scheinbar “sinnlose “Melodie, die mir im Kopf herumgeht, hat ihren Auslöser in der Außenwelt, ohne den sie nicht in unserem Bewusstsein auftreten würde. Oft sind uns solche Auslöser allerdings nicht bewusst. Erinnerung ist insofern kein “Speicher", sondern eine zeit-verschobene Interaktion unseres Organismus mit der Innenwelt und der Umwelt.

 

2) “Abstrakt“ und “Konkret“ sind als Begrifflichkeiten einer Kategorie, die für die psycholinguistische Forschung von entscheidender Bedeutung sein sollten: Denn es ist ein Unterschied, ob ich das Wort “offen“ im Sinne einer charakterlichen Metapher verwende oder ob ich das Wort “gewissenhaft“ als konkrete Beschreibung eines konsistenten und berechenbaren Verhalten nutze. Verdecke ich diesen Kategoriensprung, verschleiere ich subjektive apriori-Bewertungen einer Kategorie, deren Verwendung als Forschungsparameter dadurch fraglich wird. 

3) “Abwehrschleifen“ neurobiologischer Natur sind keine im Sinne einer Metapher verwendete Annahme, sondern lassen sich zum Beispiel bei chronifizierten Angstreaktionen in entsprechender Bildgebung nachweisen. Sie sind neuronale Muster, deren Interaktion mit der Umwelt scheinbar kontext-unabhängig abläuft. In Wirklichkeit interpretiert das Gehirn allerdings eine Fülle von “ähnlichen“ Signalen der Umwelt so, dass der erforderliche Kontext für eine Angstreaktion gegeben ist.

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