Ich und Du, Du und Ich.

Wir kennen das fast alle. Der Partner sagt etwas. Ich bin irritiert, verstehe nicht was er meint. Warum hat er das gesagt. Meinte er überhaupt mich, oder hat er eher mit sich selbst geredet und dafür einfach ein Gegenüber gebraucht? Ich frage nach. Seine Antwort macht mein Gefühl der Verunsicherung, des “hier-stimmt-etwas-nicht“ auch nicht besser. Ein Gespräch entwickelt sich. Es droht zum Streit zu kippen. Missverständnis folgt auf Missverständnis. Warum sagt er/sie nicht wirklich, was los ist. Was er/sie wirklich meint. Weiß er/sie es selbst nicht? Vielleicht sollten wir das Gespräch lieber beenden. Jetzt sofort. Aber wir reden weiter.
          Wie Magnete ziehen wir uns hinein in die Spirale des Nicht-Verstehens. Irgendwann will jeder nur noch Recht  haben. Oder gewinnen. So als ob es etwas zu gewinnen gäbe. Gibt es aber nicht. Keiner von uns wird dieses Gespräch mit dem Gefühl der Genugtuung verlassen, wir werden beide frustriert sein. Das wollen wir vermeiden. Wir wollen nicht scheitern, mit unserer Kommunikation. Deswegen reden wir weiter, weiter, und weiter. Ein Satz kontert den nächsten. Wir fangen an, uns zu unterbrechen. Der Respekt vor den Argumenten des anderen droht zu verschwinden. Wozu das alles? Welchen Abgrund wollen unsere Worte umschiffen? Welchen Ausweg umbedingt vermeiden?
           Das gegenseitige Eingeständnis, einander nicht zu verstehen, gehört zu den schwierigsten Übunge in der partnerschaftlichen Kommunikation. “Du verstehst mich einfach nicht…“ – das ist der Anfang vom Ende, das unangenehme Einsehen, das vielleicht ein Punkt erreicht ist, wo es besser ist, mit dem Reden zu stoppen. Und mit dem Fühlen anzufangen. Hier wäre der rettende Ausgang möglicherweise offen. Doch Gefühle, die eigenen Gefühle, realistisch zu betrachten, ohne sich dabei selbst zu belügen, ist oft noch schwerer als das Eingeständnis des gegenseitigen Unverständnisses.Denn dann müssten wir bei uns selbst beginnen. Und wir haben nicht mehr den anderen, den wir für unser Leid und unsere Einsamkeit verantwortlich machen können, oder auch nur dafür, sich wieder einmal unverstanden zu fühlen.
        Hören wir damit auf, den anderen viel zu schnell in die Verantwortung zu ziehen. Wenn die Kommunikation mit ihm/ihr zu schwierig ist, kann eine Pause gut sein. Nicht mehr reden, sondern schweigen und hinterher-fühlen. In maximaler Selbstehrlichkeit mit sich selbst in Kontakt kommen. Oft genug ist das das einzige, was dann auch wiederum beiden Partnern einer Beziehung helfen kann. Und wenn ich wieder mit dem anderen rede, erzähle ich erst mal, was mit mir gerade ist. Einfach wie es mir geht.

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